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AutorenbildRita-Graciela Werner

Per aspera ad astra - Über raue Pfaden gelangt man zu den Sternen

Aktualisiert: 9. Nov. 2021

Es ist schon eine Weile her, dass wir so frei waren, ein Gespräch ganz einfach mit dem Thema „Wetter“ zu beginnen. Mittlerweile legen sich unsere Gedanken und Worte eher wie die Schatten der „Dementoren“ Harry Potters auf fast jedes Gespräch und drücken die Stimmung.

Gebetsmühlenartig werden stumpf Fetzen von Schlagzeilen, Inhalte obskurer Video Beiträge oder die neuesten Erkenntnisse aus Gruppen-Apps wiedergegeben. Das ist eine Form selbstgewählter Ver-Bildung und Ausdruck eines neuen Egoismus, einer neuen Bequemlichkeit. Wir brechen Sätze ab und scannen Überschriften. Wer kurz und knapp schreibt, reißerische Schlagzeilen und Reizworte einsetzt, schafft es, die Gemüter schnell zu triggern, die nur auf den „5 Minutes of Fame“-Auftritt in den sozialen Medien lauern und nichts mehr Besseres von sich zu erwarten haben. Nicht anders ist es auch in Gesprächen. Wir sind sogar schon zu bequem geworden, unsere Gedanken zu Ende zu denken.

Kaum ein Talk vergeht ohne „Fallzahlen“, „Neuordnung“, „Frequenz-Erhöhung“, „Machtübernahme der Chinesen“, „Virologen“, „die Fragilität unserer Weltwirtschaft“, „der wackelnde Geldwert“, der Rechtsruck, der Linksruck, QAnon, die Meinungsfreiheit und so vieles mehr. Als gäbe es keine anderen Themen mehr ... und der Fahrstuhl nur noch in eine Richtung unterwegs ist: abwärts.

Manchmal fühle ich mich dann wie in einer dieser surrealen Kurzgeschichten von Woody Allen; in denen solche „Gespräche“ abrupt durch eine außerplanmäßige Entführung des lästigen Gesprächspartners durch Außerirdische abgekürzt werden.

Die Gespräche haben manchmal sogar etwas Unheimliches an sich, weil sie sich alle hypnotisch „gleichen“. Als wäre man in einem Science-Fiction Film der Extraklasse. Nur Wenige formulieren derzeit ihre eigenen Gedanken und haben – jenseits von Corona – auch noch andere Pläne im Leben.

Das überwiegende Denken scheint bei vielen auf eine „Katastrophe“ fokussiert und bewirkt im Gespräch eine unangenehme Programmierung neuer Ängste oder verstärkt frei Haus die alten. Aber man scheint so wenigstens am „Ball“ zu bleiben, während man unverdrossen auf die Stürmer zu warten scheint, die bisher noch nicht vom Himmel gefallen sind, oder uns auch vielleicht nur schweigend zuschauen und sich noch nicht zu erkennen geben.


Oder haben wir ganz einfach „Pech“ und es gibt diese Retter gar nicht, weil sich die Spielregeln während unserer „Abwesenheit“ geändert haben? Das Orchester spielt gerade ohne den Dirigenten. Eigentlich auch ganz ohne Partitur. Wir erleben eine Kakophonie an wirren und lauten Stimmen.

Da gibt es Verschwörungstheoretiker, Esoteriker, Rechts, Links, Faschos, Querdenker, Covidioten, Coronaleugner, sowieso verkrachte Existenzen, Irre, Kranke, Psychopaten und Idioten. Als Idiot lebt es sich dann wahrscheinlich noch am besten. Das ist unheilbar. Wir haben viele neue Worte für uns gefunden. Worte, die gefühllos, verständnislos und sehr verletzend sind.

Es sind Worte, die trennen. Worte, die alarmierend zeigen, dass bisher keine besseren gefunden werden konnten. Es sind vor allem Worte, die völlig losgelöst von Empathie, fremden Impulsen folgen und ohne gelebte Ethik des Herzens in den Äther der Kommunikation eingehen.

Wie wahllos zusammengewürfelte Gewürze kommt alles in ein Gericht und wird zur Buchstabensuppe einer düsteren Zukunft, die eigentlich keiner essen will.

Die verlorene Würde des Menschen müssen wir einander erst wieder schenken lernen. Doch das braucht tiefes Verstehen im Herzen. Es braucht das Zurücktreten des Egos, die Entschuldigung aller für alle Lügen, Verbrechen und gelebten Untugenden in dieser Welt. Das Vortreten eines neuen Menschseins, das keinem Lebewesen mehr wehtut und seine wahren Talente erblühen lassen wird zum Wohle aller. Wenn man sich das vorstellen kann, dann ist es möglich. So wie Orwell sich unsere Zukunft vorgestellt hat, als er 1984 schrieb. Welche Vision des Lebens wünschen wir uns?

Eine Armada an Heils- und Unheilsverkündern bieten ihre Hilfe auf diesem persönlichem Vision-Quest an. Sie sprießen im Moment wie Unkraut aus dem Boden. Das Netz und das tatsächliche Leben scheinen zu unzähligen „Speakers‘-Cornern“ in unserem Lebenspark zu mutieren. So viele Stimmen sind es, die sich da erheben und den Weg aus der Krise und sowieso die Schuldigen zu kennen scheinen. Der Aufstand der Rattenfänger. Das Riesenangebot an Arche Noahs.

Ein klassisches Merkmal für das Ausbleichen einer Gesellschaft, die Platz schafft für eine neue, weil sie sich selbst entwertet zu haben scheint und das Leben vielleicht nicht mehr als Geschenk versteht, sondern als Besitz.

Und so etwas geschieht alles in einer Welt, die sich mit Personen rühmte, die sogar Anwärter für den Friedensnobelpreis waren. Man denke nur an Greta. Man denke an all jene, die in der Vergangenheit versprachen, doch so vieles besser zu wissen und jetzt unisono nichts Neues vorzuschlagen haben. PAUSE.

Bei Woody Allen landet dann auf Wunsch des skurrilen Autors und zur Rettung des Entertainments ein Ufo... Im Leben ist es dann doch eine andere Überraschung, die real ist. Aber welche? Oder ist es nur eine Frage der Zeit bis wir es auch anders und besser als jetzt können werden? Wir müssen uns nur erst einmal beruhigen!?

Das Thema „Corona“ wirkt wie ein Bann, dem man sich kaum noch entziehen kann; es sei denn, man tut es einfach. Ich glaube fast, dass man es sogar unbedingt tun muss, um nicht ganz verwirrt mit einem verirrten „Verwirrten“ in die Irre zu gehen.

„There is no place like home“ – Alice schlug im Wunderland dreimal ihre roten Schuhe an und wünschte sich sehnsüchtig nach ihrem Abenteuer-Trip wieder heim. Heimkehren zum Frieden und den tragenden Wänden. Weg von den einstürzenden Neubauten und den öffentlich verbalen gegenseitigen Steinigungen. Dabei würde man die Steine in der Tat für die neuen Werke brauchen, die wir jetzt zu bauen hätten. Aber das Virus entfaltet eine ungeahnte Nebenwirkung. Es befällt das Denkvermögen. So schrieb die NZZ, Milocz Matuschek, am 1. September und weiter:

„Nun lautet die neue Gefahr: «Die zweite Welle ist im Anmarsch.» Besonders falsch sind da natürlich gerade Massendemonstrationen gegen die Corona-Politik wie letztes Wochenende in Berlin. Die Ansteckungsgefahr sei zu hoch. Erst versuchte man die Demonstration pauschal zu verbieten. Als das nicht klappte, rief man dazu auf, ihr fernzubleiben, es sei ohnehin nur eine Ansammlung von «Covidioten», Rechtsextremen und Reichsbürgern. Es ist ungeheuerlich: Politiker und einige Journalisten verunglimpfen pauschal Menschen, die gegen die derzeitige Politik demonstrieren.“

Das Geröll der Ängste versperrt anscheinend noch den Weg der Herzen. Also zischen wir weiter, wie die Schlangen der Beschwörer vom Place Efna in Marrakesch. Doch wer oder was mag uns so beschwört haben? So aufgebracht haben? Wir haben doch gewusst, dass wir es alle miteinander besser machen müssen, wenn wir eine lebenswerte Zukunft haben wollen.

Aber haben wir es auch gemacht?

Vielleicht befinden wir uns jetzt in einer Art Obduktion-Phase unseres Lebens und dürfen sinnbildlich verstehen lernen, an welchen Folgen das Weiterleben des Patienten tatsächlich seine Veränderung nahm.

Wären wir allesamt Organe, läge unser Körper bestimmt längst auf der Intensivstation, weil wir nicht miteinander kooperieren und nicht verbunden sind.

Das derzeitige Sezieren der einzelnen Fragmente, verhindert das Verstehen des großen Ganzen, um das es hier eigentlich geht. Aber wie soll ein aufgewühlter Geist dazu in der Lage sein? Ein Geist, der sich zunehmend ablenken lässt, der sich bedroht sieht und der Angst hat.

Ich denke, in diesen Tagen liegt die Wahrheit immer noch in der Einfachheit. Vor allem, wenn es kompliziert wird. Dann hilft es, wenn man wieder „selbst navigiert“ und Siri schlafen lässt. Die Zeichen der Zeit mit dem Herzen sehen und verstehen lernen. Es ist wie damals, als wir noch Kinder waren und hat seine Ordnung.

Wer unverständlich spricht, ist nicht zu verstehen. Wer nicht verstanden werden will und trotzdem spricht, ist ein Dieb unserer Zeit.

Wer verbinden will und trennende Worte wählt, schafft nichts Gutes.

Wer behauptet, er kümmere sich um das Wohl anderer, sollte „Wohlbefinden“ mit bloßer Präsenz auslösen und in dieser Ausrichtung klare Ansagen machen. Wer nicht an gesunde Lebensführung erinnert, sondern Impfungen und Abstand als Erstes empfiehlt, hat sich längst von der Natur aller Dinge entfernt und seine „eigene Idee“ zur Wahrheit gemacht. Wir müssen alles dafür tun, uns wieder zu finden und neu zu definieren und anderen dieselbe Zeit und das Verständnis schenken, das wir augenblicklich für unsere eigene Entwicklung brauchen. Wir brauchen vor allem mehr Geduld und Respekt füreinander.

Die Natur macht uns vor, wie es geht. Letztlich haben wir alles von ihr gelernt, weil wir aus ihr bestehen und wieder zu ihr zurückkehren werden. Es ist ein immerwährender Kreislauf. Ein großartiges Abenteuer und Wunder! Wir müssen uns ändern, wenn wir es besser haben wollen. Wir müssen es besser denken und machen und wieder zu Liebenden werden.

Das Leben ist es wert, gelebt zu werden! Wir sollten jeden Tag dankbar dafür sein, wir sollten es jeden Tag feiern.

Per aspera ad astra , „Über raue Pfaden gelangt man zu den Sternen“.











Rita-Graciela Werner

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